Am heutigen Vormittag hatte die Jahrgangsstufe 2 der Friedrich-Hecker-Schule die Gelegenheit, Georg Büchners berühmtes Drama Woyzeck in einer intensiven und bewegenden Inszenierung von THEATERmobileSPIELE zu erleben. Schauspieler Julian König schlüpfte dabei in die Rolle des tragischen Antihelden und bot den Schülerinnen und Schülern eine eindringliche Performance, die noch lange nachwirken wird.
Die Inszenierung unter der Regie von Thorsten Kreilos zeigte Woyzeck nicht nur als Opfer sozialer und psychischer Gewalt, sondern setzte ihn buchstäblich auf die Bühne einer „Menschenschau“ – eine Anspielung auf historische und erschreckende Praktiken, die erst nach Büchners Tod aufkamen. In dieser Deutung wird Woyzeck zum Ausstellungsstück, zum Objekt, zum gequälten Wesen in einem System, das jegliche Menschlichkeit vermissen lässt.
Julian König überzeugte durch sein intensives Spiel, das Woyzecks verzweifelte Innenwelt auf beklemmende Weise spürbar machte. Mit fiebrigen Augen und unermüdlicher Energie bewegte er sich durch ein Bühnenbild, das aus einem Berg von Kleidern bestand – Überreste von Menschen, die Gewalt, Krieg und Unterdrückung zum Opfer gefallen sind.
Die Figuren aus Woyzecks Leben – Marie, der Hauptmann, der Doktor und der Tambourmajor – tauchten wie Geister aus den Kleidermassen auf, während Woyzeck, getrieben von Erinnerungen, seine Erlebnisse wie in einem Albtraum erneut durchlebte. Das Publikum war dabei keine neutraler Beobachter, sondern wurde durch die Nähe und Intensität der Darstellung zum Voyeur, der dieser „Menschenschau“ beiwohnten.
Im Anschluss an die Aufführung bot sich den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, mit Julian König ins Gespräch zu kommen. Viele nutzten die Chance, Fragen zur Inszenierung, zur Interpretation der Figuren und zu den zeitlosen Themen des Stücks zu stellen. Die Diskussion regte dazu an, Büchners Fragment nicht nur als literarische Abiturlektüre, sondern auch als Spiegel aktueller gesellschaftlicher Probleme zu betrachten.
Die heutige Aufführung hat deutlich gemacht, wie vielschichtig und berührend Büchners Werk ist – und wie wichtig es bleibt, sich mit den Abgründen der Menschheit auseinanderzusetzen, die uns auch heute noch begegnen.
Ein herzliches Dankeschön an THEATERmobileSPIELE und Julian König für dieses beeindruckende Erlebnis!